"Wurden die Fußgängerwege in der Müllergasse schon abgeschafft?"
Offiziell ist dies nicht der Fall. Das Verhalten der Verwaltung entgegen ihrer eigenen Dienst- und Geschäftsanweisung nährt jedoch diese Vermutung.
In einem Gespräch mit verärgerten Nachbarschaft stach eine Aussage deutlich hervor:
"Schauen Sie sich um! Ich kann mir nicht erklären, warum die Stadt Köln hier 30 Autos auf dem Bürgersteig parken lässt und die Kleinkinder auf der Straße laufen lässt. Wurden die Fußgängerwege in der Müllergasse etwa heimlich abgeschafft?"
Auch wenn wir uns nicht vorstellen können, dass dies der Fall ist, können wir verstehen, warum dieser Eindruck entstanden ist.
Seit mehreren Jahren beschwert sich die Poller Nachbarschaft bei der Verwaltung der Stadt Köln über das Falschparken auf beiden Bürgersteigen der Müllergasse / Ecke Alfred-Schütte-Allee. Dadurch sind Fußgänger inkl. Kinder und Rollstuhlfahrer gezwungen, sich auf die Fahrbahn zu begeben, um durch die Straße zu kommen. Besonders gravierend ist das Problem bei schönem Wetter, wenn die Poller Wiesen stark frequentiert sind und auch der Autoverkehr auf der Müllergasse besonders hoch ist. Geradezu lebensgefährlich wird die Situation für Fußgänger durch die Kombination mit der aggressiven Raserszene, die die Stadt Köln vor kurzem auf die Südseite der Alfred-Schütte-Allee verlagert hat.
Und da die Stadt Köln aktuell nicht mehr über einen Beauftragten für Fußgänger verfügt, dürfte auch von dieser Seite keine Hilfe zu erwarten sein.
Situation:
Es fällt auf, dass der Fußgängerbereich in diesem Abschnitt keine klare Trennung von der Fahrbahn für den Straßenverkehr aufweist.
Die Absperrpfosten, die die Trennung der beiden Bereiche markierten, sind zum größten Teil abgesägt worden.
Das heutige Erscheinungsbild ist geradezu eine Einladung zum Parken auf dem Gehweg. Es wird auf den ersten Blick sogar der falsche Eindruck erweckt, dass es sich um eine offiziell gekennzeichnete Fläche zum Abstellen von Fahrzeugen handelt. Es wäre nicht auszuschließen, dass ein Richter einem Falschparker Recht geben könnte, wenn er auf das irreführende Erscheinungsbild vor Ort verweist.
Lösungsweg:
Als 1.Lösung wird vom Arbeitskreis Verkehr Poll+ vorgeschlagen, den Fußweg in diesem Bereich mindestens farblich von der Kraftfahrzeugfahrbahn zu unterscheiden.
"Dazu sei ein Anstrich der ca. 300 m langen Strecke und der 1,6 m breiten Fußwege mit der typischen Farbe für Fußgängerweg erforderlich. Zusätzlich bedürfte auf dem Fußgängerweg in Abständen von 3 bis 4 Metern das Verkehrszeichen für Fußgänger 239 auf dem Boden, um eine unübersehbaren Trennung zwischen dem Fußgängerweg und Kraftfahrzeugstraße zu gewährleisten", so der offene Facharbeitskreis der Poller Nachbarschaft.
Der Arbeitskreis Verkehr Poll+ hält weitere Maßnahmen offen und schlägt vor, dass nach einer kurzen Eruierung der Wirksamkeit von diesem 1.Schritt bei Bedarf weitere Maßnahmen ergänzend hinzugefügt werden können.
Verschärfung der Situation
Es wird nicht angezweifelt, dass die Falschparker auf dem Gehweg in der Regel die Besucher der Poller Wiesen sind.
Gleichzeitig hat die Stadt Köln der Sperrung der Alfred-Schütte-Allee für den Fahrzeugverkehr im Deutzer Hafen zugestimmt, wodurch die Parkplatzprobleme mit den Besuchern der Wiese im Deutzer Hafen auch offiziell nach Poll verlagert werden sollen.
Der Arbeitskreis Verkehr Poll+ verlangt, dass die "Moderne Stadt" als Verursacherin selbst Maßnahmen ergreifen muss, um die motorisierten Besucher der Wiesen im Bereich Deutzer Hafen in den Griff zu bekommen. Ein Fahrverbotsschild für Deutzer Hafen mit einem Abbiegepfeil nach Poll für Wiesenbesucher aufzustellen, ist keine adäquate Antwort auf das Problem.
Intransparente Verwaltung
Ein Schreiben der Verwaltung lässt vermuten, dass die Überprüfung der Situation durch die Kolleg*innen des Außendienstes vermutlich eher während der eigenen Morgenschicht stattgefunden hat, in der die Poller Wiesen als Naherholungsgebiet kaum in Anspruch genommen werden, denn der Außendienst will "keine akute Gefährdung der Fußgänger festgestellt haben, und kein reges Verkehrsaufkommen wahrgenommen haben".
Nicht nachvollziehbar ist hier die jahrelange Reaktionslosigkeit der Verwaltung. Nach der uns vorliegenden amtlichen Dienst- und Geschäftsanweisung der Stadt Köln für das zuständige Aufsichtspersonal gilt eigentlich:
"Parken auf Gehwegen - und auf Platzflächen - ist, unabhängig davon, ob es behindert oder nicht, ein mit massiven Mitteln zu unterbindendes Übel. Seine Überwachung ist daher mit hoher Priorität zu betreiben."
Auszug aus der Dienstanweisung auf Seite 42
Warum ausgerechnet das Parken auf Gehwegen in der Müllergasse für die Verwaltung ein doch hinnehmbarer Zustand ist, der weder durch bauliche Maßnahmen noch durch verstärkte Kontrollen einzudämmen werden darf, bleibt das Geheimnis der Verwaltung, über das die Bürgerschaft nicht informiert wird.
Gerade die energische Reaktion der Verwaltung in ähnlichen, aber weniger gravierenden Fällen an anderen Standorten in Köln zeigt, dass mindestens Personalmangel, Geldmangel oder Ideenmangel als Begründung für die Untätigkeit der Verwaltung ausgeschlossen sind. Vermutlich liegt hier ein anderer Grund vor, der die Verwaltung daran hindert, ihre Aufgaben im Sinne der Bürgerschaft und nach offiziell geltenden Vorgaben nachzukommen.
An dieser Stelle sind wir geneigt, uns der Forderung nach einer Reform der Verwaltung anzuschließen, um sie transparenter und bürgernäher zu transformieren.
Eine interessante mögliche Erklärung lieferte uns ein Nachbar, der seit 31 Jahren als LKW-Fahrer arbeitet:
"Die Lieferanteneinfahrt der Schütte-Werke befindet sich bekanntlich in der Müllergasse. Der Einfahrtsbereich ist relativ alt und für sehr große LKW nicht optimal. Eigentlich müssten die Schütte-Werke ihre Einfahrt um ein paar Meter verbreitern und sie nach hinten auf ihr eigenes Grundstück verlegen, oder die Schütte muss sich darauf verlassen, dass es in der Müllergasse keine Absperrpfosten oder Bordsteine für Fußgänger geben wird. Auf diese Weise können die LKW's den gegenüber liegenden Fußweg überfahren, um in die Einfahrt der Fabrik einbiegen zu können.", so der Meinung von unserem Nachbar.