Gedenkgang zu Stolpersteinen
Das Netzwerk Poller Vereine und das Poller Heimatmuseum veranstalten einen Gedenkgang zu den Stolpersteinen.
Der 09. November erinnert insbesondere an die Reichsprogrome gegen jüdische Mitbürger in der Reichskristallnacht 1938.
Das Poller Heimatmuseum hat hierzu eine Historie veröffentlicht:
Auch in Köln-Poll begannen am Spätnachmittag des 09.11.1938 „Jugendliche in HJ-Uniform“ (Hitlerjugend) laut Bericht des Zeitzeugen Hans Türk (verstorben) auf der Siegburgerstraße ihren Mob-Lauf durch Poll: „Vor der Haltestelle Poll sah ich bereits die Verwüstung bei dem Juden Scheye. Jugendliche in HJ-Uniform zertrümmerten die Möbel und warfen diese auf den Hof. SA-Leute beaufsichtigten sie dabei. Neben dem Haus der Fam Scheye war damals ein Kiosk. Der Sohn des Kioskbesitzers, der selber SA-Mann war, wollte die Zerstörung aufhalten, aber er wurde scharf angegriffen.
Nachdem dort alles zertrümmert war, machten sich die Unholde 30m weiter an den Geleisen der Hafenbahn die Taschen voll Steine und gingen die Salmstraße entlang zum Futtermittelhändler Marx.
Von dem Frisörgeschäft auf der gegenüberliegenden Seite der Straße warfen die mit den Steinen die Fensterscheiben ein. Bevor ich nun. nach Hause lief, sah ich noch den Zusteller vom Westdeutschen Beobachter kommen, sicher auch ein PG, dem war das auch zu viel, er wollte Einhalt gebieten, aber er wurde überstimmt.
Polizisten sah man nirgends.“
Einige drangen sogar in das Haus ein und einer warf sogar einen Puppenwagen durch ein Fenster von der ersten Etage auf die Straße, woraus später gerüchteweise ein Kinderwagen, z.T. sogar mit Kind wurde…
Obwohl später Mitglieder der Familie Marx ermordet wurden, besuchte ein Verwandter, Hermann Marx, nach dem Krieg noch einige Jahrzehnte lang Poll, weil die Juden in Poll auch viele Freunde hatten.
Um 10:00 Uhr am 09.11.2023 starten Albert Ackermann, Werner Alt, Helmut Brosius, Hans Burgwinkel, Marlies Meurer vom Netzwerk Poller Vereine die Erinnerungsaktion an den Stolpersteinen auf dem Poller Marktplatz, Siegburger Straße. Auf dem Weg zum Haus der Familie Marx, Ecke Salmstraße / Schenkspfad, polieren sie Stolpersteine und legen je eine Rose mit einem Mahnschild nieder.
Außerdem erinnern sie in der Salmstraße an Rassismus gegen Aus- und Übersiedler sowie Jugoslawienflüchtlinge zwischen 1990 und 2012.